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Gastbeitrag: Schule bildet 5 - Schlagkräftige Argumente

von Spectator

Stefan war schockiert, aber der Mann lachte, obwohl er gerade noch so aggrssiv geschrien hatte. Pascal fing sich nach kurzem Straucheln und rief: „Alex, du Sack! Was machst du hier?“
Dieser Alex, war mindestens zwei Meter groß und überragte damit alle. Durch die figurbetonte Kleidung waren unglaubliche Muskelberge zu erkennen. Sein Körper wirkte nicht mehr so recht menschlich sondern war eher zum Fürchten.
So einen auftrainierten Kerl hatte Stefan noch nie gesehen. Stefan fragte sich, was hier eigentlich für Freaks herumlaufen und wie durchschnittlich alle Leute dagegen in Hoyerswerda waren. Alex und Pascal machten das Neuperlacher Begrüßungsritual, das Stefan noch immer komisch fand.
„Du Breitling! Du bist ja breiter als ich geworden!“ staunte Pascal.
„Wir haben uns ja auch seit mindestens drei Monaten nicht mehr gesehen. Im Winter ist Massephase.“ meinte Alex. „Ihr esst Eis. Dann hol ich mir auch noch eins. Massephase hat Vorteile.“
„Wir sind mit unserem Einkauf fertig und wollten jetzt dann heim. Was machst du hier?“ fragte Pascal.
„Ich suche meinen Dealer, weil ich nochmal was für die Muskeln brauche. Bevor ich wieder Diät mache, müssen die noch wachsen. Wenn ihr zur U-Bahn geht, gehe ich mit und schau da mal, ob ich ihn finde. Hier ist er eh nicht.“
"Wir müssen nicht zur U-Bahn, können aber noch ne Runde mitgehen. Der Jan muss eh zum Bus rüber." meinte Pascal
Als sich auch Alex ein Eis geholt hatte, gingen die Vier in Richtung Hauptausgang. Alex unterhielt sich mit Pascal und die beiden sehr unterschiedlichen Jungs gingen voraus, wobei das sehr langsame Gehtempo offensichtlich aus Rücksicht auf Pascal gewählt wurde. Stefan und Jan gingen hinterher und unterhielten sich ebenfalls. Pascal hatte da schon seine vier Kugeln Eis verdrückt und warf den Becher in einen Mülleimer. Auf der Rolltreppe in das Zwischengeschoss der U-Bahn erblickte Pascal beim dortigen Bäcker etwas und meinte: „Wartet da mal kurz. Die Granatsplitter muss ich haben.“

Pascal war auf dem Weg zum im Zwischengeschoss gelegenen Bäcker, als Alex meinte, er gehe dann kurz zum Geldautomat und ebenfalls weg war. Der Geldautomat war aber (wie der Bäcker auch) in Sichtweite nur wenige Meter entfernt.
Jan und Pascal stellten sich also an die Seite, um nicht im Weg zu stehen und unterhielten sich, während sie auf die anderen Beiden warteten. Denn es war Stoßzeit und dementsprechend kamen aus der U-Bahn viele Leute.
So standen Jan und Stefan da und schleckten noch an ihrem Eis, während sie sich unterhielten. Deshalb bemerkte Stefan nicht, dass von hinten aus der U-Bahn sich sein Vater näherte und auf Stefan zukam.

Erst als Herr Schulze unmittelbar neben Stefan stand, merkte er, dass sein Vater da war. Er hatte Stefan beim Eisessen erwischt und stellte ihn zur Rede. Dies geschah allerdings so lautstark, dass es im ganzen Zwischengeschoss so ziemlich jeder mitbekam. Leider gelang es Stefan nicht, seinen Vater zu beruhigen. Jan stand geschockt daneben und wusste nicht, was er machen sollte, als Herr Schulze Stefan wüst wegen seines Übergewichts beleidigte und schließlich so ausrastete, dass er Stefan das Eis aus der Hand schlug. Das Eis klatschte gut hörbar auf den Boden.

In diesem Moment kam Alex angesprungen, riss Herrn Schulze am Kragen nach hinten und erklärte mit kräftiger Stimme:
„Polizei, Sie wurden auf frischer Tat bei einer Körperverletzung angetroffen. Deshalb nehme ich Sie gemäß § 127 Strafprozessordnung vorläufig fest. Sie haben das Recht zu schweigen. Sie können in jeder Lage des Verfahrens einen Rechtsanwalt hinzuziehen und – wenn sie eine ausländische Staatsangehörigkeit haben – auch um konsularische Hilfe Ihres Heimatlandes ersuchen. Möchten Sie Angaben zur Sache machen, bevor ich Verstärkung rufe und Sie abführen lasse?“
Pascal blieb breit grinsend einige Meter entfernt hinter Herrn Schulze und Alex stehen und begann, einen der Granatsplitter zu essen, die er gerade in der Bäckerei gekauft hatte. Jan und Stefan standen verdattert da.

„Das ist mein Sohn und ich will doch nur, dass er nicht genauso dick wird wie ich. Und jetzt steht er da und stopft ein Eis in sich rein, da bin ich einfach durchgedreht. Es tut mir leid und ich habe sowas auch noch nie gemacht. Bitte lassen Sie mich frei. Ich werde meinen Sohn nie wieder so angehen.“ bettelte Herr Schulze, den Alex noch immer am Kragen hielt, mit zunehmend roterem Kopf.
„Aha, Ihr Sohn. Naja, einfach so darf ich natürlich nicht auf eine Strafanzeige verzichten. Sie sind hier immerhin auf frischer Tat unter Zeugen angetroffen worden. Und dann auch noch gegen den eigenen Sohn. Da müsste auch das Jugendamt informiert werden. Wer weiß, was noch passiert wäre, wenn ich Sie nicht festgenommen hätte?“ sagte Alex ernst.
„Bitte, ich habe erst eine neue Stelle angetreten. Die würde ich bestimmt verlieren, wenn gegen mich ein Strafverfahren läuft. Ich mache das nie wieder. Und außerdem ist mein Sohn volljährig.“ bettelte Herr Schulze.
„Was sagen Sie dazu?“ fragte Alex nun in Richtung Stefan gewandt.
„Ja, es stimmt alles. Er hat das noch nie gemacht und will schon immer, dass ich abnehme. Mir wäre es auch lieber, wenn wir die Sache einfach vergessen könnten.“ antwortete Stefan, der sich aber fragte, in welchem Film er gerade war. Immerhin hatte Alex vorhin noch nach einem Dealer gesucht, um offensichtlich irgendwelche illegalen Anabolika zu kaufen. Und jetzt soll er Polizist sein und verhaftet seinen Vater?
„Also gut. Sie können gehen. Lassen Sie solche Aggressionen in Zukunft. Wegen Ihrer Probleme in der Familie bietet das Jugendamt Familienberatung an, auch wenn Ihr Sohn schon volljährig ist. Ihr Sohn bleibt noch kurz hier, damit ich ihn über seine Rechte als Geschädigter aufklären kann.“ sagte Alex kühl.
„Tut mir leid. Komm dann einfach später heim. Auf Wiedersehen.“ sagte Herr Schulze und schlich geknickt davon.

Als er außer Sichtweite war, kam Pascal dazu und klatschte Alex ab. „Geil, du Schauspieler! Das hat sich ja endsecht angehört.“ lobte er.
„Ja, so ungefähr ist es auch, wenn man verhaftet wird. Und § 127 kenne ich von der Arbeit.“ entgegnete Alex.
„Danke, dass du ihn weggerissen hast. Ich dachte schon, er geht mir gleich an die Gurgel.“ sagte Stefan.
„Passt schon. Mit dem Vater bist du ja echt arm dran. Führt sich der immer so auf, wenn du ein Eis isst?“ fragte Alex.
Stefan atmete einmal tief durch und erzählte dann seine Geschichte. Die anderen drei waren bestürzt, weil sie nach dem Auftritt des Vaters verstehen konnten, wie schlimm es Stefan all die Jahre ergangen sein musste.

„Geh jetzt aber mal heim und rede mit deinem Vater.“ empfahl Alex. „Vielleicht machst du ihm klar, dass du es zwar gut findest, dass er sich um deine Figur Sorgen macht. Dass er aber aufhören muss, dich fertig zu machen. Bisher hat der Stress ja auch nix gebracht. Er ist ja auch nicht gerade schlank. Mit Ernährungstipps braucht er da eher nicht anzukommen.“
„Ohje, jetzt heimgehen?“ seufzte Stefan.
„Wenn du jetzt zu lange weg bleibst, schöpft er vielleicht Verdacht, dass irgendwas nicht stimmt. So meint er, dass du ihn vor dem Gefängnis bewahrt hast. Den Schock musst du ausnutzen, um ihm das Tyrannisieren auszutreiben.“ meinte Jan.
„Gute Idee. Ihr wohnt doch eh im selben Haus. Da kannst du ihn ja nach Hause bringen. Das ist doch der Job vom Sicherheitsdienst. Und einen besseren Bodyguard als dich kann man sich ja eh nicht vorstellen.“ schlug Pascal vor.
„Wohnst du auch in der Ollenhauerstraße 9? Ich wohne da im 10. Stock.“ fragte Alex.
„Ja, im dritten Stock. Wir sind letzte Woche eingezogen.“ antwortete Stefan.
Die Jungs verabschiedeten sich von Jan. Jan ging zum Busbahnhof und Alex ging mit Stefan und Pascal nach Hause. Da Stefan noch immer nicht so recht wusste, wie er Alex so einordnen sollte, fragte er ihn auf dem Weg ein bisschen aus. So erfuhr er, dass Alex mit vollem Namen Alexandru Chiubanu hieß und aus Rumänien kam, obwohl er blond ist. Er war mit Pascal im Kindergarten und der Grundschule. Alex machte eine Ausbildung zur Fachkraft für Schutz und Sicherheit in derselben Firma, in der sein Vater angefangen hat. Sie waren sich aber dort noch nicht begegnet.

Als sie an Pascals Auto vorbeikamen, verabschiedete sich auch Pascal und fuhr nach Hause.

Weiter erzählte Alex, dass er 18 Jahre alt sei.
„Was? Du bist erst 18?“ fragte Stefan. „Ich hätte dich viel älter geschätzt!“
„Ja, das höre ich oft.“ lachte Alex. „Das kommt vom Bodybuilding. Wer fängt schon mit 13 mit intensivem Muskelaufbautraining an? Da denken die meisten noch lange nicht an Leistungssport.“
„Stimmt, aber trotzdem ist es bei dir schon extrem mit den Muskeln. Du bist ja auch nicht nur stark sondern auch sehr groß. Irgendwie wirkst du da einfach älter.“ wandte Stefan ein, wollte aber lieber nicht auf die älter wirkenden Gesichtszüge eingehen.
„Kommt aber auch von den Hilfsmitteln, die ich schon alle so ausprobiert habe.“ gestand Alex. „Da war auch das ein oder andere Wachstumshormon dabei, das dann voll reingeschlagen hat. Sonst wäre ich bestimmt nie 2,09 m groß geworden. So groß ist sonst auch keiner in meiner Familie.“

Nun waren sie im Haus mit dem Aufzug im dritten Stock angekommen. Die Aufzugstür ging auf und Alex wünschte Stefan viel Erfolg mit seinem Vater. Er konnte ja jetzt unmöglich mit in die Wohnung kommen. Stefan dankte und Alex. Der forderte ihn nochmals eindringlich auf, einfach hoch zu kommen, wenn es Ärger geben sollte.
Sie verabschiedeten sich mit dem für Stefan noch immer neuen Ritual. Beim Einschlagen der Handflächen fiel Stefan auf, dass sich der Bizeps an Alex' ohnehin schon riesigem Oberarm kurz stark aufboimte. Alex bemerkte Stefans staunenden Blick und grinste noch. Doch Stefan ging da schon zur Wohnungstür. Sein Puls beschleunigte sich. Wie würde sein Vater jetzt reagieren. Immerhin war seine Mutter noch nicht zu Hause.
Stefan sperrte auf und ging in die Wohnung. „Hallo!“ rief er vorsichtig.

Stefan hörte nur ein leises "Hallo!" seines Vaters aus der Küche. Er zog sich schnell seine Jacke und seine Schuhe aus. Dann wagte er sich vor in die Küche. Sein Herz raste vor Aufregung.

Stefans Vater saß in der Küche bei einem Feierabendbier. Es war still und dämmrig. Als Stefan kam, sah ihn sein Vater traurig an und Stefan erkannte, dass sein Vater geweint hatte. Stefan merkte auch, dass sein Vater unbedingt etwas loswerden wollte, aber noch nicht wusste wie er anfangen sollte. Also schaltete Stefan das Licht an und setzte sich an den Tisch zu seinem Vater.

Eigentlich wollte er seinem Vater nun einmal in seinem Leben eine Standpauke halten und einmal den Spieß umdrehen. Aber er brachte es nicht übers Herz, als sein Vater nun als Häuflein Elend vor ihm saß. Nach einem Moment der Stille fing sein Vater an: "Tut mir leid."
Stefan atmete tief durch.
"Mir ist jetzt erst klar geworden, was ich dir die ganzen Jahre angetan habe. Du hattest es ja in der Schule schon so schwer, aber ich habe dir nie geholfen sondern dir auch noch die Freizeit kaputt gemacht. Und das Ganze, obwohl ich dir eigentlich helfen wollte. Ich habe nicht einmal gemerkt, wie bösartig ich war und wie schlimm es für dich gewesen sein muss und auf deine Mutter habe ich auch nie gehört, obwohl sie immer gesagt hat, dass ich viel zu streng bin.
Und jetzt wo wir hier sind und es dir viel besser zu gehen scheint, bin ich wieder dabei, dir alles kaputt zu machen."
"Ja, bisher war alles richtig." seufzte Stefan. "Vielleicht hörst du einfach auf, mir Vorschriften zu machen. Dann wird auch wieder alles gut. Dass ich dick bin, weiß ich selber. Und weißt du was? Das scheint hier niemanden zu stören. Ich bin in meiner Klasse total herzlich aufgenommen worden. Ich bin am Wochenende auf eine Geburtstagsfeier eingeladen und war heute mit Freunden beim Einkaufen. Hier habe ich schon in den ersten Tagen mehr Freunde gewonnen als in Hoyerswerda in fünf Jahren. Und von Ernährung brauchen wir alle nicht reden. Schau uns doch an!"
Sein Vater blickte ihn einige Sekunden lang an. "Ich bin froh, wenn es dir jetzt besser geht. Irgendwie hat sich alles zum Guten gewendet. Wir haben beide wieder Arbeit gefunden und du findst hier endlich Freunde und lebst richtig auf. Nur ich hab' jetzt ein Strafverfahren am Hals und mache alles kaputt. Ich weiß noch immer nicht, was mich eigentlich geritten hat."
"Naja!" meinte Stefan "Das Strafverfahren findet nicht statt. Das habe ich hinbekommen. Es soll sich ja niemand in unsere Familie einmischen. Aber wenn wir jetzt einfach entspannt miteinander umgehen könnten, ohne Reglementierungen, dann bleibt jetzt auch alles gut."

Erleichtert blickte Herr Schulze Stefan in die Augen und reichte Stefan die Hand. "Ich verspreche dir, dass ich dich nie wieder so angehe und auch keine Vorschriften mehr mache, was du essen darfst. Es hat ja bei dir genausowenig genützt wie bei mir. Außerdem bist du ja erwachsen."

Stefan nahm die Hand seines Vaters und schüttelte sie einmal. Dann mussten beide ein bisschen lächeln.

Zum ersten Mal in seinem Leben wurde er von seinem Vater gefragt, ob er auch ein Bier trinken will. Stefan war überrascht, aber sagte dann einfach ja.
"Wenn du am Wochenende auf die Geburtstagsfeier gehst, soll's dich ja nicht gleich umhauen, wenn du was trinkst. Das bist du ja nicht gewöhnt." ergänzte sein Vater.
Herr Schulze holte eine weitere Flasche Bier aus dem Kühlschrank, öffnete sie und beide tranken auf ihren Friedensvertrag. Sie unterhielten sich dabei lange. Es gab ja auch viel zu erzählen. So ein Gespräch hatte es ja seit Jahren nicht mehr gegeben. Stefan hatte sich immer nur seiner Mutter anvertraut.

Als Frau Schulze nach der Arbeit nach Hause kam, war sie doch sehr überrascht, ihren Mann mit dem deutlich angeiterten Sohn beim gemeinsamen Biertrinken am Küchentisch vorzufinden. Bei Stefan hatte das eine Bier, das er bisher nicht einmal ganz ausgetrunken hatte, bereits zu einem deutlichen Effekt geführt. Er war redseelig und fröhlich. Das fand seine Muter ja an sich gut, aber erklären konnte sie sich die Stimmung zu Hause natürlich nicht. Sie fragte Stefan, seit wann er denn Bier trinke.
"Bisher nur, wenn die Polizei kommt." antwortete Stefan und ging auf die Toilette, um die nähere Erklärung seinem Vater zu überlassen. Er ließ sich dabei auch Zeit und dachte nochmal über die Situation nach. Er war zwar froh, dass er nicht vor seinem Vater zu Alex flüchten musste, bedauerte aber gleichzeitig, dass er dann einfach gegangen war. Irgendwie dachte sich Stefan, dass das Grinsen bei der Verabschiedung wohl eine Nachfrage zu seinem Oberarm provozieren sollte.

Als er zurückkam, meinte seine Mutter: "Dann bin ich ja froh, dass jetzt alles in Ordnung ist und ihr euch in Zukunft besser vertragt. Hätten wir ja auch einfacher haben können." Dann bereitete sie das Abendessen vor und erzählte, wie positiv ihr erster Arbeitstag ausgefallen war. Sie hatte eine unbefristete Festanstellung bekommen.

Doch nun aßen sie erst einmal gemeinsam. Stefan aß artig mit, obwohl er nach der Dauervöllerei am Nachmittag eigentlich noch keinen Hunger hatte. Doch das wollte er erst recht nicht sagen, sonst hätten die Eltern vielleicht noch gefragt, warum er keinen Hunger haben sollte.
Als alle so aßen, fiel Stefan auf, dass seine Eltern mehr aßen als sonst. Die Wurst schmeckte aber auch Stefan heute besonders gut und so aß auch Stefan mehr als sonst. Doch nach der dritten Scheibe Brot konnte er nicht mehr. Wieder war sein Bauch einfach zu voll und drückte sich deutlich nach vorne. Wieder kam das Gefühl von Zufriedenheit zum Völlegefühl hinzu und erregte Stefan. Das Gefühl war so geil, dass Stefan sich noch ein viertes Brot hineinstopfte. Wieder fühlte sich Stefan so voll, dass er zu platzen glaubte. Er genoss dieses Gefühl und freute sich, dieses Gefühl auch jetzt zu Hause haben zu können, ohne gemaßregelt zu werden.

Die Situation war ihm noch nicht ganz geheuer. Doch sein Vater und seine Mutter aßen beide auch mehr als sonst. Stefan wunderte sich und fragte seine Eltern, was denn jetzt anders sei, dass nicht nur er mehr essen dürfe sondern dass auch sie plötzlich mehr aßen. Seine Eltern blickten zunächst verlegen drein. Doch dann gab sein Vater zu, dass sie immer so wenig gegessen hätten, um ein Vorbild für Stefan zu sein. Sie seien aber nie satt gewesen und hätten dann immer heimlich noch irgendwas genascht.
"Aha. Deshalb seid ihr also auch eher dicker als dünner geworden, während ihr mich krampfhaft hungern gelassen habt. Und ich konnte schauen, wo ich für mein bisschen Taschengeld mir dann heimlich was kaufen kann, um mir auch heimlich noch was gegen den größten Hunger zu holen. Wir haben also alle uns von Süßigkeiten ernährt, weil es zu den Mahlzeiten nichts gab. Das habt ihr ja gut gemacht. So sind wir halt jetzt alle fett." schimpfte Stefan und merkte, wie sich sein Eltern schämten.

In den nächsten Tagen war aber weder das Essen ein Thema noch gab es sonst Unstimmigkeiten. Die Schulzes waren seit Jahren mal wieder zufrieden und glücklich.

In der Schule gab es dann ab Donnerstag eine Gruppenarbeit in Geographie. Der Lehrer teilte die Klasse wild durcheinander in Dreiergruppen, die offenbar nur nach dem Schema sortiert waren, dass keiner mit seinem Sitznachbarn zusammenarbeiten sollte. Stefan war mit Jasmin und Sandra in eine Gruppe gekommen. Die waren zwar beide ganz nett, aber Stefan wäre lieber mit Pascal und Murat in einer Gruppe gewesen. Doch er murrte nicht, wie viele anderen. Er wurde ja immerhin von allen in der Klasse gut aufgenommen worden. Auch die beiden Mädchen sagten nichts. Stefan hatte allerdings den Eindruck, dass Jasmin sich freute, mit ihm enger zusammenarbeiten zu können, während Sandra doch etwas enttäuscht wirkte. Sandra war auch eher der schlanke, gut aussehende Frauentyp, der sich eifrig schminkte und auf eher gleichartige Schönlinge stand. Jasmin hingegen war mehr der korpulentere Typ, der viel lachte und herzlich war.

Auch in der Geographiestunde am Freitag ging die Gruppenarbeit weiter und Stefan hatte durchaus den Eindruck, dass Jasmin ihn sehr mochte. Schon alleine das machte ihn irgendwie noch zufriedener und tat auch seinem noch immer traumatisierten Selbstwertgefühl gut.

Abends kam auch Herr Schulze sehr gut gelaunt nach Hause. Er hatte beim Abfragen des Kontostandes festgestellt, dass der frühere Vermieter die Mietkaution samt Zinsen zurückgezahlt hatte.

"Jetzt schon?!" freute sich auch Stefans Mutter.
"Dann wird es gar nicht so eng wie befürchtet, bis das erste Gehalt kommt." fiel seinem Vater erst jetzt auf. Immerhin hatte das Jobcenter die aktuelle Mietkaution als Darlehen übernommen, das erst im Laufe der nächsten Monate zurückgezahlt werden musste.

"Was ist denn eigentlich mit meinem seit Monaten gestrichenen Taschengeld? Da müsste doch jetzt die Nachzahlung fällig sein." forderte Stefan.
Seine Eltern stockten einen Moment.
"Da hat er Recht." bestätigte seine Mutter dann.
"Äh, ja." fing Herr Schulze an und überlegte einen Moment "Ich würde sagen, in München ist es teurer als in Hoyerswerda und du bist jetzt erwachsen und wirst mit deinen neuen Freunden ja jetzt öfter ausgehen."
"Ja, morgen zum Beispiel." warf Stefan fordernd ein.
"Ich mache dir einen Vorschlag." begann Herr Schulze langsam. "Was hältst du davon, wenn wir dir ab sofort dein Taschengeld kräftig erhöhen, aber dafür die Nachzahlung ausfällt? Sagen wir auf € 200 im Monat?"
Da musste Stefan nicht lange überlegen. Immerhin hatte er vor der Streichung gerade mal € 50 im Monat bekommen. Er stimmte zu und ließ sich sofort die ersten € 200 auszahlen. Dafür musste sein Vater zwar erst zum Geldautomat, doch das war er Stefan einfach schuldig.

Auf den nächsten Tag hatte sich Stefan schon gefreut. Es war der Samstag, an dem er auf eine Geburtstagsfeier eines Freundes gehen sollte. Endlich!

Markus feierte seinen Geburtstag in einer Kneipe, die Stefan natürlich nicht kannte. Er wurde deshalb von mehreren aus seiner Klasse mitgenommen, die in seinem Viertel wohnten. Man traf sich an der U-Bahnstation, um gemeinsam nach Schwabing zu fahren, wo die Kneipe sein sollte. Auch Jasmin war dabei und suchte erkennbar die Nähe zu Stefan.

Alle anderen schienen die Kneipe zu kennen, obwohl sie recht unscheinbar in einer kleinen Seitenstraße lag. Schon allein die Eingangstür war kaum als solche zu erkennen. Sie wirkte einfach als alte hölzerne Haustür, neben der nur eine Getränkekarte und ein unscheinbares Schild hingen. Einladend sah weder diese Tür noch das Haus aus. Auch nach dem Eintreten in die relativ kleine Kneipe war der Eindruck etwas komisch. Es gab laute Hip-Hop-Musik. In der Luft lag ein leichter Geruch von kaltem Rauch, obwohl seit Jahren in Kneipen Rauchverbot galt. Die Einrichtung und Ausstattung war heruntergekommen. Trotzdem gingen alle fröhlich hinein und keinen schien es zu stören.

Natürlich war Markus schon da und es wirkte so, als sei die Hälfte der Tische in der Kneipe für ihn reserviert, obwohl da nirgends ein Schild stand. Sie gratulierten Markus der Reihe nach und Nathalie überreichte das Geschenk. Markus bestellte dann etwas beim Barkeeper, während der Kellner bei ihnen die Bestellungen aufnahm. Stefan hatte sich neben Pascal gesetzt und neben Stefan hatte sich - wie sollte es anders sein - Jasmin gesetzt. Als der Kellner kam, bestellten die Jungs eigentlich alle entweder ein Weißbier oder ein Helles. Nur Pascal bestellte ein dunkles Weißbier. Da Stefan noch keine Ahnung hatte, was es überhaupt so alles gab (schließlich sah er nicht einmal eine Karte irgendwo, wo er hätte nachschauen können), sagte er einfach "für mich auch." So bekam er bereits bei der ersten Runde ein dunkles Weißbier.

Als die Getränke serviert waren, wurde erstmal auf das Geburtstagskind angestoßen. Doch kurz darauf kam auch schon der Kellner wieder und brachte Markus' Bestellung. Er hatte eine Runde Tequila für alle bestellt. Das löste bei vielen Jungs Begeisterung aus. Besonders Murat schien sich zu freuen. Doch die Mädchen schienen nicht so auf Schnaps zu stehen. Die meisten tranken ihn aber trotzdem mit. Die Stimmung stieg, besonders Stefan unterhielt sich immer besser.

In der Kneipe war es für Gespräche eigentlich zu laut. Die Gesprächspartner mussten die Köpfe doch recht zusammenstecken oder schreien, um sich zu unterhalten. Deshalb wechselten im Laufe des Abends die Sitzplätze immer wieder. Es schien nur zwei Konstanten zu geben:
Jasmin war immer neben Stefan und Murat schien an Anna zu kleben. Bei den Beiden fiel Stefan aber auf, dass Murat die extrem gut aussehende Blondine schon ziemlich anbaggerte, während Anna doch nicht so ganz klar einzuschätzen war. Sie schien manchmal ebenso zu baggern und manchmal Murat eher abzuweisen.

Markus hatte zwischenzeitlich die zweite Runde Tequila bestellt und diesmal für die Mädels etwas Milderes. Doch Stefan bekam wieder einen Tequila und trank ihn natürlch auch. Das war irgendwie Gruppenzwang. Die anderen waren alle auch schon mindestens beim zweiten Getränk, doch Stefan hatte sein erstes Bier noch nicht ausgetrunken. Die Stimmung stieg weiter, aber Stefan hatte irgendwie den Eindruck, dass er kein weiteres Bier bestellen sollte.

Als Anna und Murat anfingen, sich zu küssen und zu befummeln, klärte Jasmin ihn darüber auf, dass Murat seit Monaten an Anna hinbaggert, er aber immer nur zum Küssen gelangt sei, obwohl es offensichtlich war, dass er mehr wollte. Sie hätte aber den Eindruck, dass Anna von Murat gerade nicht mehr wollte und ihn auch sonst in der Freizeit eher auf Abstand hielt. Sie vermutete, dass Anna zwar Murat attraktiv fand und es deshalb toll fand, von ihm angebaggert zu werden. Allerdings meinte sie auch, dass Murat von seiner Art her nicht ihr Typ sei. Die Freunde, die sie bisher gehabt hatte, waren mehr so der Typ Muttersöhnchen gewesen. Außerdem habe Anna sehr strenge Eltern, die wohl selbst den angepasstesten und bravsten Typen kritisch beäugt hätten.

Als die dritte Runde Tequila kam, hatte auch Stefan sein Bier ausgetrunken. Der Kellner beugte sich zu ihm und fragte, was er ihm bringen düfte. Da kam Stefan die laute Musik gerade recht. Er bestellte ein alkoholfreies Weißbier, was zwar keiner merken sollte, aber notwendig war, weil Stefan mekte, dass er nach den drei Tequila und einem Bier schon ziemlich besoffen war und er auch irgendwie merkte, dass ihm schlecht zu werden drohte.
Mit dem alkoholfreien Weißbier entwickelte er dieselbe Trinkgeschwindigkeit wie die anderen auch und keinem fiel ein Unterschied auf. Die Stimmung war ohnenhin super und auch dem nicht alkoholgewohnten Stefan ging es wieder gut.

In den Morgenstunden löste sich die Feier auf. Allerdings gingen die Leute eher in kleinen Gruppen nach Hause. Wie sollte es anders sein: Jasmin ging mit ihm und Pascal nach Hause. Murat hatte sich schon verabschiedet, um Anna nach Hause zu bringen. Ihm war anzumerken, dass er sich noch etwas von der Nacht erwartete, wie der so harte Kerl plötzlich ein großes Kuschelbedürfnis zu haben schien und anschmiegsam Zärtlichkeiten mit Anna austauschte.

Jasmin, Stefan und Pascal kamen aber gerade einmal den halben Weg bis zur U-Bahn. Da lag ein McDonald's. Pascal schlug vor, dass sie erst noch zum McDonald's gehen sollten, weil er Hunger habe. Jasmin stimmte ihm zu und Stefan wollte dann auch nicht alleine nach Hause fahren. Also gingen sie erstmal amerikanisch essen. All das Bier hatte anscheinend hungrig gemacht.

Kommentare

Anonym hat gesagt…
Heftig, aber ich mag diese Geschichte.

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