Direkt zum Hauptbereich

Gastbeitrag: Schule Bildet 2 - Sport ist Mord

von Spectator

Als der Gong kam, kam auch Pascal wieder herein. Es war beeindruckend, wie er seinen Bauch behäbig durch die Tür schob, der breite Po hin- und herwackelte. Beim Hinsetzen erzählte er Stefan, dass jetzt Mathe und dann Latein kommen sollte, bevor große Pause war, in der alle aus den Klassenzimmern in die Pausenhalle oder auf die Wiese am anderen Ende des Gebäudes gehen sollten.

Der Unterricht plätscherte so dahin und Stefan musste immer wieder sowohl auf Pascal als auch auf Murat schauen. Beide übten auf Stefan eine Faszination aus, die er noch nie erlebt hatte und auch nicht einordnen konnte. Pascal bemerkte, dass er beobachtet wurde, weil er neben Stefan saß und eben gar nicht in seiner Blickrichtung. Er war es aber gewohnt, wegen seines Übergewichts überall aufzufallen. Das störte ihn nicht – ganz im Gegenteil.

Als die große Pause kam, packten alle zusammen. Pascal erklärte Stefan, dass Physik in einem anderen Raum nach der Pause sei und deshalb alles mitgenommen werden müsse. Er folgte Pascal, der sich gemächlicher auf den Weg nach unten machte als alle anderen. Unten setzten sie sich auf eine Bank neben einige andere und unterhielten sich. Pascal holte wieder seine Brotdose heraus und schaufelte nun die anderen Brote weiter in sich hinein. Nathalie bemerkte den irritierten Blick und sagte zu Stefan, dass Pascal immer so viel esse. Sie lachte, tätschelte Pascal auf seinen Bauch und sagte dabei: „Der Pascal isst so viel, damit er groß und stark wird, gell? Von nix kommt ja auch nix.“
Pascal grinste und stopfte sich auch noch das letzte Stück Brot in den Mund.
„Markus hat mich zu seinem Geburtstag am Samstag eingeladen.“ warf Stefan ein, um das Thema zu wechseln. Er glaubte, dass das Thema für Pascal unangenehm sein müsse.
„Ah super!“ meinte Nathalie. „Wollen wir alle ihm gemeinsam was schenken?“ fragte Nathalie. „Wir können ja einfach mal ins PEP gehen und was suchen.“
Stefan erfuhr, dass Markus so ziemlich die ganze Klasse eingeladen hatte und in einer Kneipe feierte, wo man aber seine Getränke selber zahlen musste. Markus würde nur ein paar Getränke springen lassen. Nathalie, Stefan und Pascal verabredeten, dass sie sich am nächsten Tag um drei im PEP treffen wollten. Stefan wusste schon, dass das das Einkaufszentrum war, neben dem er wohnte.
Pascal meinte, dass er sich bei der Gelegenheit auch mal wieder Schuhe kaufen müsse.
Der Schultag ging nach langen sieben Stunden zu Ende und Stefan ging nach Hause, wo seine Mutter bereits mit einer Erbsensuppe auf ihn wartete. Sein Vater war in der neuen Arbeit. Als Stefan beim Mittagessen von der Einladung zur Geburtstagsfeier erzählte, fiel ihm ein, dass er ja das Taschengeld schon vor längerer Zeit gestrichen bekommen hatte und er sich im Grunde weder ein Geschenk noch die Getränke in einer Gaststätte kaufen könne. Seine Ersparnisse waren für Süßigkeiten ausgegeben worden und er war jetzt pleite. Doch als Stefan das seiner Mutter erzählte, gab sie ihm € 50. Stefan wusste, dass sie selbst ja eigentlich auch kein Geld hatte. Stefan blickte sie mit großen Augen an und freute sich riesig. Nun überraschte ihn seine Mutter und erzählte, dass sie heute schon beim Einkaufen nebenan im PEP gewesen sei und eigentlich nur Brot zum Abendessen holen wollte. Sie hatte dann aber ein Schild gesehen, dass das Kaufland Kassiererinnen suche und man sich an der Information melden könne. Diese Chance hatte sie sofort genutzt und vorgesprochen. Dabei hatte sie für den nächsten Tag gleich einen Termin für ein Vorstellungsgespräch erhalten. Frau Schulze war schon ganz aufgeregt. Da der Termin um 13.30 Uhr war, sagte sie gleich, dass sie schon morgen nicht zum Mittagessen zu Hause sein könne und Stefan sich dann halt selbst etwas herrichten müsse.
Das hatte es schon lange nicht mehr gegeben, aber es war ja auch ein gutes Zeichen, wenn wieder beide Eltern Arbeit hatten. Vielleicht normalisierte sich dann alles, hoffte Stefan.

Am nächsten Tag begann die Schule mit einer Doppelstunde Sport. Darauf hatte Stefan zwar keine Lust, aber er kam dem ja nicht aus und packte widerwillig seinen Turnbeutel und nahm ihn mit. Auf dem Weg zur Turnhalle holte Stefan Pascal ein und fragte sich, wie er wohl in Sportkleidung aussehen würde. Schon bei dem Gedanken musste er grinsen und grüßte Pascal fröhlich. Der war auch recht fröhlich, war aber etwas außer Puste.

„Wenn du auf deine schlanke Linie achten willst, wie du gestern gesagt hast, ist Sport beim Kurz genau das Richtige für dich.“ meinte Pascal schnaufend und grinste wieder.
Stefan wusste nicht, was Pascal damit sagen wollte. Fragend schaute er ihn an.
„Da ist die Umkleide. Bis gleich.“ sagte Pascal und deutete auf die Tür, vor der sie gerade standen. Stefan ging hinein, aber Pascal ging geradeaus weiter. In der Umkleide war schon etwa die Hälfte der Jungs aus seiner Klasse beim Umziehen. Also zog sich auch Stefan mit um, auch wenn er sich schämte. Immerhin konnte jetzt jeder seinen Bauch und überhaupt seinen übergewichtigen Körper sehen, wenn er sein T-Shirt auszog, auch wenn er sich eine Ecke gesucht hatte, an der noch keiner sonst war. Doch es ging nicht anders. Also zog Stefan sein T-Shirt wenigstens erst aus, als er seine Sportklamotten so hergerichtet hatte, dass sie sofort griffbereit waren. Von Pascal war noch immer nichts zu sehen und Stefan fragte sich, wo der denn stecken könnte. Mit ihm wäre ihm das Umziehen lieber gewesen, da er neben Pascal wohl nicht so dick gewirkt hätte wie alleine. Doch es half nichts. Stefan zog sein T-Shirt aus, was aber schwierig war, weil das T-Shirt ihm schon recht eng geworden war.
Kaum hatte er das T-Shirt nach oben gezogen, um es über den Kopf zu ziehen, ging die Tür auf und Murats durchdringende Stimme sagte recht laut: „Servus Jungs!“
Viele gaben ein „Guten Morgen!“ oder sowas zurück, als Stefan, der noch immer versuchte, sich aus seinem engen T-Shirt zu befreien und nichts sehen konnte einen Klaps oberhalb seiner Hüfte spürte, der mit einem „guten Morgen!“ von Murat begleitet wurde. Murat hatte sich ausgerechnet den Platz neben ihm ausgesucht, um sich umzuziehen. Stefan sagte schüchtern „Guten Morgen.“ und schämte sich, dass ausgerechnet der durchtrainierteste Junge aus der Klasse ihn nun aus nächster Nähe nackt gesehen hatte, wie er recht hilflos gegen sein viel zu enges T-Shirt gekämpft hatte. Hecktisch zog Stefan sein Sport-T-Shirt an und blickte erst dann wieder auf.
„Oida, was ist mit dir los? Du bist ja total nervös.“ flüsterte Murat, der wieder nach Zigarettenrauch roch, während er seine Jacke und seine Strickjacke aufhängte. Murat blickte Stefan irritiert in die Augen. Murats Augen waren dunkel und der Blick kam Stefan noch durchdringender vor als seine Stimme. Irgendwie funkelten diese Augen und hatten etwas Geheimnisvolles. Stefan stand mit offenem Mund da und wusste nun überhaupt nicht, was er sagen sollte.
„Schämst du dich für deinen Körper oder sowas?“ flüsterte er noch leiser.
Stefan ließ den Kopf sinken und schluckte. „Naja…“ stammelte er los und schwieg wieder.
Als Stefan nichts sagte, zog Murat zuerst seine Hose und sein T-Shirt aus. Wie er dem nun bis auf die Unterhose und die Socken ausgezogenen Murat gegenüberstand, schämte sich Stefan noch mehr. Murat schien nur aus Muskeln zu bestehen, die von einer samtweich aussehenden und gut gebräunten Haut überzogen waren. An seinem Körper war kein Fett zu sehen. Trotzdem waren die Muskeln schon etwas weich gezeichnet. Das Sixpack war beeindruckend. Der Oberhammer waren aber die kugelrund austrainierten Pobacken, die von der hauteng anliegenden Unterhose mit dem breiten Gummiband mit dem Aufdruck under armour noch betont wurden. Stefan dachte sich, dass das einfach ein echter Traumkörper ist.
Nochmal versuchte Murat, Stefan in die Augen zu schauen. Doch Stefan blickte wie ein kleines Kind nach unten. Murat legte seinen linken Arm auf Stefans linke Schulter, kam mit dem Kopf an sein rechtes Ohr und flüsterte: „Du bist wie du bist und brauchst dich nicht zu schämen. Wenn du labern willst, kannst du immer zu mir kommen. Und wenn dich jemand ohne Grund beleidigt oder sowas, sag Bescheid. Ich regel des dann.“
Stefans Herz raste und er wusste nicht, was er sagen sollte. Langsam drehte Stefan seinen Kopf nach rechts und blickte aus nächster Nähe in die dunklen Augen dieses Murat. Er wusste noch immer nicht so recht, was er von ihm halten sollte. Stefan war auch keinen Körperkontakt gewohnt und war entsprechend durcheinander. Langsam ging Murat etwas zurück und klopfte ihm beim Zurückgehen noch auf Stefans Rücken:
„Alles klar?“
„Ja, danke.“ sagte Stefan leise und beide zogen sich weiter um.
Als Stefan fertig war, war auch Murat fertig. Er hatte ein türkisches Fußballtrikot an und Hallenfußballschuhe. Dann legte er seine dicke Silberkette und das dicke Silberarmband in seine Straßenschuhe und meinte: „Komm mit, da lang geht’s.“
Murat bedeutete Stefan, dass er ihm den Vortritt durch die Tür lasse. Der Eingang zur Turnhalle war gegenüber und eigentlich nicht zu verfehlen. Murat ging hinter Stefan her und drückte ihm plötzlich mit der rechten Hand fest zwischen die Schulterblätter und zog ihn mit der linken Hand seine linke Schulter zurück und ordnete an: „Kopf hoch und Brust raus! Dann ist auch das Leben wieder schön.“
Stefan musste lachen. Als Stefan in die Turnhalle kam, sah er Pascal mit seiner normalen Kleidung auf der Bank sitzen. Er hatte sich bis an die Wand zurückgelehnt und streckte seinen fetten Bauch geradezu heraus. Als er Stefans Überraschung sah, grinste er wieder.
„Was ist denn mit dir? Wieso hast du dich nicht umgezogen?“ fragte Stefan.
„Ich bin vom Sport befreit, weil meine Knie das nicht aushalten würden, wenn ich mit meinem Gewicht Sport treiben würde. Das hat mir mein Orthopäde attestiert.“ triumphierte Pascal. „Außerdem bin ich doch nicht verrück und mach den Drill hier mit.“
Stefan ärgerte sich, dass Pascal faul auf der Bank sitzen konnte, während er Sport machen musste, obwohl ihm das noch nie gefallen hatte. Immer war er der schlechteste im Sportunterricht gewesen!

Durch die Tür kam ein kleiner drahtiger glatzköpfiger Lehrer, der sich Stefan passenderweise als Herr Kurz vorstellte. Er schrie lauthals: „Aufwärmen, marsch, marsch!“ und pfiff in die Trillerpfeife. Alle Jungs begannen, in der Turnhalle im Kreis zu laufen. Stefan fühlte, wie ihn das Gerenne anstrengte. Doch er rannte mit, weil er musste. Er konnte ja nicht gleich am Anfang die Leistung verweigern. Herr Kurz stand am Rand und schrie plötzlich, als Stefan auf seiner Höhe war: „Schneller, schneller!“
Der Sportunterricht war die Hölle. Der Lehrer drillte die Klasse richtig und schrie so, dass Stefan vor lauter Angst so lange und so schnell rannte, bis er kurz vor dem Umfallen war. Er ließ sich mit letzter Kraft auf die Bank sinken, hatte einen hochroten Kopf und bekam vor Seitenstechen kaum mehr Luft.

Nach der doppelten Sportstunde war zum Glück erst mal kurze Pause. Die konnte aber Stefan noch immer nicht nutzen, weil er vom „Aufwärmen“ noch immer so erledigt war, dass er kaum etwas tun konnte. Er hatte noch immer einen hoch-roten Kopf und bekam gar nicht wirklich mit, was die anderen so machten. Die Lage besserte sich erst im Unterricht danach, als er sitzen konnte.
Die Klasse erfuhr, dass die Biologie-Lehrerin kurzfristig verhindert sei und sie deshalb schon um 12.15 Uhr Schulschluss hatten. Das fanden natürlich alle gut und Pascal fragte Stefan, was er denn zwischen der Schule und dem Einkaufen im PEP zu tun hatte. Natürlich wusste er, dass er nichts vorhatte. Aber er fragte eben aus Höflichkeit und schlug Stefan dann vor, dass sie schon einmal ins PEP gehen und Schuhe für ihn kaufen könnten, bevor sie sich zum Kaufen des Geburtstagsgeschenks für Markus mit Nathalie treffen würden.
Stefan willigte natürlich ein. Immerhin war er gespannt, mit dem fetten Pascal mal alleine sein zu können. Schließlich ging ihm die Frage nicht aus dem Kopf, wie man in seinem Alter schon so extrem fett sein konnte.
Als der Unterricht vorbei war, packte Pascal wieder seine Brotdose aus, obwohl Stefan einpackte. Stefan fragte ihn: „Warum packst du jetzt aus? Wir haben doch jetzt frei. Deine Brote hast du doch schon aufgegessen.“
„Ja, schon. Aber die zwei Tafeln Schokolade habe ich noch.“ antwortete Pascal glücklich. „Magst du auch eine?“
Stefan war hin- und hergerissen. Natürlich schmeckt ihm Schokolade. Aber er war doch schon so dick und solle eigentlich eher abnehmen. Er war ja in Sport schon beinahe kollabiert.
„Komm schon. Ich seh doch, dass du sie haben willst. Also nimm sie auch!“ sagte Pascal.
Stefan nahm die Schokolade und ging mit Pascal Schokolade essend durch das Schulgebäude. Das Gefühl war komisch für Stefan. Er fühlte sich komisch dabei, in aller Öffentlichkeit eine ganze Tafel Schokolade zu essen, obwohl er schon so dick war. Allein die Tatsache, dass der noch viel fettere Pascal neben ihm das auch tat, lenkte ihn ab. Er würde schon wegen seiner Körperform viel mehr auffallen. Und Stefan genoss es, so unbekümmert eine ganze Tafel Schokolade zu naschen. Das hatte er schon lange nicht mehr gemacht. Immer schämte er sich, wenn die Leute ihn dann anschauten. Nur jetzt nicht. Das war ein tolles Gefühl.

Beide gingen recht langsam zum Ausgang. Deshalb waren auch alle anderen schon weg. Auf dem Weg kam die Frage auf, ob sie jetzt die Schulsachen die ganze Zeit mitschleppen sollten oder doch vorher nach Hause fahren. Noch während sie diskutierten, erreichten sie den Ausgang. Auf dem Gehweg mussten sie sich nun entscheiden, wo sie hin wollten. Doch da stand Murat noch herum und rauchte mal wieder.
„Was machst du hier noch so allein?“ fragte Pascal.
„Ich warte auf meinen Bruder. Wir wollen zum Boxen. Und ihr?“ gab Murat zurück und zog kräftig an seiner zu Ende gerauchten Zigarette, die er dann lässig auf die Straße schnipste.
Pascal und Stefan erzählten, was sie sich gerade überlegten. Da schlug Murat vor, dass sein Bruder sie schnell zu Pascal nach Hause fahren könnte, damit er seine Sachen loswerden kann, bevor sie ins PEP gehen. Das läge für sie ja auf dem Weg zum Training.

Beide fanden den Vorschlag ganz praktisch und so warteten alle drei noch einige Minuten, bis an der Ampel vor der Schule ein tiefergelegter blauer BMW M3 abbog, aus dem trotz der geschlossenen Fenster sehr laut der Bass wummerte. Das Auto war rundum verspoilert und die überbreiten Felgen auf Hochglanz poliert. Murat ging zur Beifahrertür. Die Musik im Auto wurde leise und Murat sprach kurz mit dem Fahrer, der dann ausstieg, um den Kofferraum aufzumachen. Stefan schätzte Murats Bruder auf gut 20 Jahre. Er war locker 1,90 m groß und hatte einen roten Trainingsanzug und Turnschuhe an. Auf dem Kopf hatte er ein Käppi, das er mit dem Schild nach hinten trug. Links trug er einen schwarzen Ohrring. Im Gesicht trug er einen zwei Zentimeter langen schwarzen Vollbart. Er war nochmal breiter gebaut als Murat und wirkte auch insgesamt wesentlich bulliger. Sein Trainingsanzug spannte an den Oberarmen und der breiten Rückenmuskulatur, während er am Bauch recht locker saß. Troztdem konnte man bei manchen Bewegungen schon einen Bauchansatz erkennen.

Murat meinte, dass die ganzen Taschen wohl in den Kofferraum müssten, wenn Stefan und Pascal auf der Rückbank Platz haben wollten. Die Überlegung war wohl durchaus richtig. Murat ging auf seinen Bruder zu, beide schlugen mit der flachen Hand ein und die Brüder küssten sich andeutungsweise erst links dann rechts typisch orientalisch auf die Wange, was Stefan aber noch nie gesehen hatte. Er nahm dann Murats Schulsachen und legte sie in den Kofferraum. Dann ging Pascal hin, schlug kurz ein, zog die Hand zurück und beide stießen nochmals behutsam die Faust zusammen. Nun wusste Stefan, wie man sich also in Neuperlach so begrüßte und machte es wie Pascal. Er konzentrierte sich stark, weil er sich nicht schon wieder die Blöße geben wollte, diese wohl hier übliche Begrüßung nicht zu kennen. Murats Bruder sagte zu ihm: „Hey, ich bin der Sinan.“
„Stefan, freut mich.“ antwortete Stefan, bevor alle einstiegen. Murat setzte sich nach vorne. Stefan hinten rechts und Pascal drückte sich hinten links durch die für ihn eher kleine Autotür. Er versuchte überhaupt nicht, sich anzuschnallen. Wahrscheinlich wusste er schon, dass der Gurt hierfür nicht lang genug war.

Sinan ließ den Motor geräuschvoll an, so dass jeder seinen Sportauspuff hören konnte, und fuhr recht schnell und noch geräuschvoller an, obwohl schon die erste Ampel rot war. An der roten Ampel zog Sinan zwei Schachteln Zigaretten aus der Hosentasche. Die offene klappte er auf, um Pascal und Stefan eine Zigarette anzubieten. Beide lehnten aber dankend ab. Die zweite Schachtel gab er Murat, der sich freudig bedankte mit: „Danke! Digga, du rettest mir den Nachmittag!“ Sinan lachte und bot nun Murat aus der offenen Schachtel zusätzlich noch eine Zigarette an. Der nahm sie natürlich, bevor Sinan sich selbst eine nahm und in den Mund steckte. Murat zündete beide an und Sinan öffnete die vorderen Fenster einen Spalt, so dass der Rauch ein bisschen abziehen konnte.
Während der Fahrt fiel Stefan auf, dass Sinans Schultern etwas breiter Waren als der Fahrersitz, der Rumpf aber nicht. Nun fragte Stefan, wie lange die beiden schon boxen. Er fand das eher ungewöhnlich. Noch ungewöhnlicher fand er dann aber Sinans Antwort, dass sie genauer gesagt seit zwei Jahren Kickboxen machen, weil man da viel Kondition braucht und deshalb schlank bleibt. Vorher hatte er nur Krafttraining gemacht und hat neben dem Muskelzuwachs auch einen Bauch bekommen. Der geht jetzt langsam wieder zurück, seit er auch das Kickboxen mache. Außerdem sei Kampfsport bei seinem Job nie verkehrt.
Plötzlich rief Pascal: „Fahr nicht vorbei! Da wohne ich!“
Sinan bremste heftig und kommentierte das gerade noch rechtzeitige Erwischen der Einfahrt mit: „Uh! – Digga, ich hab gedacht, du wohnst zwei Blocks weiter.“
Nach dem langsamen Einbiegen in die noch von Schnee und Eis bedeckte Einfahrt gab Sinan plötzlich auf dem geräumten Parkplatz stark Gas, riss auf der letzten Eisplatte vor dem Hochhaus das Lenkrad herum und die Handbremse hoch. Das Auto drehte sich um gut 180 ° und stand mit dem Kofferraum ausladebereit vor der Haustür. Stefan war offensichtlich anzusehen, dass er erschrocken war. Denn Sinan grinste mit der noch im Mundwinkel hängenden Kippe in den Rückspiegel und fragte Stefan: „Alles fit, Mann?“
Nun stiegen alle aus. Sinan öffnete den Kofferraum und gab den beiden Jungs ihr Gepäck zurück, bevor sich die Brüder mit dem Begrüßungsritual auch wieder von Stefan und Pascal verabschiedeten, die sich für das Mitnehmen bedankten. Sinan meinte „Man sieht sich.“, die Brüder stiegen ein und fuhren zügig und geräuschvoll davon.

Kommentare

Anonym hat gesagt…
Bitte wieder spätestens in 1. Woche ein Update! Tolle Geschichte, weiter so!
Anonym hat gesagt…
Die Story hat mich echt gepackt :)
Echt gut!
Anonym hat gesagt…
Könnte die beste Geschichte werden, die ich hier je gelesen habe! Hut ab, absolut geil!

Beliebte Posts aus diesem Blog

Gastbeitrag: Der Zuchtbulle - 5

von bulldogge68 Robert wohnte in einer riesigen Villa. Ich klingelte, und nach einer kurzen Weile öffnete Robert die Tür. Er sagte kurz „Hallo“ und „komm rein“. Dann schloss er die Tür hinter mir, packte mich plötzlich am Kragen meiner Trainingsjacke und warf mich gegen die Tür. Ich war überrascht, denn er brachte mich zum schwanken. Dann riss er mir die Trainingsjacke vom Körper und begann meinen Bauch abzugreifen, zu kneten, draufzuhauen, massieren, kurz: alles zu tun, was man mit Händen an einem fetten Bauch so machen kann. Dabei murmelte er die ganze Zeit etwas von „Geil…endlich gehörst Du mir…endlich hab ich einen Mastbauch, mit dem ich machen kann, was ich will!“. Er redete nicht mit mir, sondern nur noch mit meiner Wampe! Etwas seltsam fand ich das schon.

Gastbeitrag: Schule Bildet Teil 37 - Perfektion

 von spectator Stefan umklammerte den Einbrecher und hielt ihn unter seinem gewichtien Körper gefangen. Der wehrte sich und stöhnte unter Stefans Gewicht: "Lass mich los!"   Als Murat ankam, trat er dem Einbrecher erstmal kraftvoll in die Rippen. Dieser verstummte, krümmte sich und jaulte leise.   "Digga, halt ihn!" rief Murat und tastete nach seiner Hosentasche.

Gastbeitrag: Schule bildet Teil 36 - Stefans Einsatz

 von spectator Am nächsten Morgen war Stefan noch immer satt und hatte keinerlei Hunger, als er aufstand. Das war schon sehr lange nicht mehr vorgekommen. Trotzdem setzte er sich zu seinen Eltern in die Küche und aß das viel zu kleine Frühstück. Kaum hatte er aufgegessen, kam auch der Hunger wieder. Dafür hatte das winzige Frühstück immerhin gereicht.