Direkt zum Hauptbereich

Campus: Sprechstunde

Den Bücherstapel betrachtend überlegte Dennis, wie er sich verhalten sollte. Die Bücher zurückstellen wäre die einfachste Variante, aber eigentlich fand er es doof, diese Buchversteckerei auch noch zu unterstützen. Aber sich gleich im ersten Semester Feinde machen war vielleicht auch nicht das Beste.
Wobei, was könnte ihm dieser Typ denn schon anhaben. Sein Referat war gehalten und er könnte ihm also seine Stunde nicht mehr durch störende Zwischenfragen versauen. Er entschied sich, auf die Mail nicht zu reagieren und behielt die Bücher einfach bei sich, denn bis die Leihzeit endete waren es noch drei Wochen. Zwei Tage später hatte er dann wieder eine Mail von Tobias im Posteingang, diesmal in einem deutlich schärferen Ton. Doch Dennis blieb gelassen bis er am darauf folgenden Tag plötzlich von hinten auf die Schulter getippt wurde.
„Sag mal was soll das eigentlich mit meinen Büchern?“ fragte Tobias als Dennis sich umdrehte.
„Welche Bücher?“ tat Dennis unwissend.
„Du weist genau, was ich meine.“ Antwortete Tobias und schob Dennis zur Seite in einen Nebengang.
„Hey was ist denn mit dir los!“ empörte sich Dennis. Tobias aber stellte sich so dicht vor ihn, dass ihre Bäuche sich berührten. Dennis wollte zurückweichen doch er stand mit dem Rücken an der Wand und so befand er sich nun eingeklemmt zwischen Wand und Tobias. Dessen Gesicht war nun nur noch wenige Zentimeter von Dennis’ entfernt und er zischte ihm entgegen:
„Morgen habe ich meine Bücher, sonst hole ich sie mir“ Dann drehte er sich um und ging weg als sei nichts gewesen. Dennis war noch zu geschockt um ihm hinterherzulaufen. Was ging denn hier ab, dachte er, das waren ja Zustände wie auf manchem Hauptschulhof. Dieser Typ war doch nicht mehr ganz richtig im Kopf. Aber dieses Spiel würde er nicht mitmachen.  
Doch zuerst musste er mehr über seinen Gegner erfahren. Aus dessen Profil bei Facebook wurde er leider nicht schlauer, doch über das Kurssystem der Uni merkte er, dass dieser Typ fast jede Veranstaltung mit ihm gemeinsam hatte. Und in den meisten stand er ganz am Ende der Liste, was bedeutete, dass er sich erst vor kurzer Zeit eingetragen hatte. Verfolgte er ihn etwa? Dennis wurde nun doch etwas unwohl zumute und in der Nacht schlief er schlecht. Am nächsten Tag wachte er daher erst gegen 14 Uhr auf. Erschrocken schoss er hoch, bis ihm bewusst wurde, dass er die Kurse für heute sowieso schon verpasst hatte. Er blickte auf den Stapel mit den von Tobias eingeforderten Büchern. Sollte er sie zurückbringen um der Sache ein Ende zu bereiten? Da klopfte es.
Dennis zuckte zusammen. War das etwa Tobias? Sollte er seine Drohung wahr gemacht haben und sich die Bücher mit Gewalt holen kommen? Vorsichtig blickte Dennis durch den Türspion, doch zum Glück war es nur seine Flurnachbarin. Sie kam ab und zu vorbei, wenn sie etwas brauchte oder aber, wie heute, wenn sie etwas zu verschenken hatte.
„Hi Dennis, ich hab Plätzchen gebacken, magst Du welche?“
 „Oh sehr gerne.“ Antwortete Dennis. Sie plauderten ein paar Minuten und darüber hatte Dennis seinen Feind ganz vergessen. Dann zog er sich an und fuhr in die Stadt einkaufen. Als er zurückkam begegnete ihm zufällig wieder seine Nachbarin, die auf dem Weg zum Briefkasten war.
„Ach Dennis“, sagte sie. „da war eben der Typ der das Referat mit Dir zusammen macht und hatte noch die Bücher für ein paar Zitate gebraucht. Ich hab ihm schnell aufgeschlossen und den Stapel gegeben, war doch in Ordnung, oder?“ Dennis war schon bei dem Anfang des Satzes ins Grübeln geraten, wovon sie da sprach und nun war ihm klar, was hier abging. Tobias hatte sich über seine Nachbarin, der er einen Ersatzschlüssel für Notfälle gegeben hatte, Zugang zu seiner Wohnung verschafft und war nun wieder im Besitz der Bücher. Dieser Typ schreckte ja echt vor gar nichts zurück.
„Jaja, schon ok.“ Murmelte Dennis nur schnell und machte sich rasch zu seiner Wohnung. Er prüfte, ob sonst noch etwas fehlte, aber das hätte seine Nachbarin sicher verhindert, denn sie war ja mit Tobias zusammen in die Wohnung gegangen. Dennis nahm erst mal auf dem Bett Platz und überlegte, was er jetzt tun sollte. Den Typ wegen Diebstahl anzeigen? Aber es war ja seine Nachbarin, die die Wohnung geöffnet hatte. Ne, das würde nichts werden. Ihn zur Rede stellen? Bei diesem Psycho vielleicht auch nicht das Beste. Ignorieren wäre wohl die sicherste Lösung, aber so einem Typ musste man doch Einhalt gebieten. Nun waren ihm jedenfalls erst mal die Hände gebunden. Er müsste ein bisschen darüber nachdenken, was er am besten tat.

Ein paar Tage später hatte Dennis Tobias aber schon wieder vergessen, denn es war etwas Tolles geschehen. Er hatte ein Date mit seinem Tutor Mike. Also Date war vielleicht der falsche Ausdruck, aber zumindest einen Termin in seiner Sprechstunde. Um den Professoren in diesen Massenfächern die Arbeit der Leistungsüberprüfungen abzunehmen war es nämlich mittlerweile die Aufgabe der Tutoren, die Hausarbeitsthemen mit den Studenten abzuklären. Und auch da war der Andrang groß, so dass Dennis es gerade noch geschafft hatte, seinen Namen in die letzte Zeile der Liste für die Sprechstunde einzutragen. Nun saß er schon eine Dreiviertelstunde vor der Tür, denn die Gespräche der Einzelnen dauerten im Schnitt länger, als er kalkuliert hatte. Der Flur leerte sich und es ging auf 19 Uhr zu. Doch dann war er endlich an der Reihe. Das Hiwi-Büro, in dem Mike die Sprechstunde abhielt, war ein karger, kleiner Raum ohne Fenster mit nur einem Rechner, einem Tisch und zwei Stühlen. Mike hatte, um es wenigsten ein bisschen ansprechender zu gestalten, auf den Tisch eine Schale mit Süßigkeiten gestellt.
„Hallo“, begrüßte Mike ihn freundlich. Dennis sah ihm an, dass er schon ziemlich übermüdet war von dem langen Tag aber sich trotzdem bemühte, freundlich zu jedem zu sein. „setz dich, nimm dir ’nen Keks.“ Sagte Mike und deute auf Stuhl und Süßigkeitenschale. Dennis kam beiden Aufforderungen nach. „Also, du bist…“ Begann Mike und setzte den Curser in seine Exceltabelle. Er erstellte gleich ein Liste mit den Namen und Themen, die er dann seinem Professor zur Übersicht gab.
„Dennis Kaur.“ Sagte Dennis. „Ich habe mir überlegt ich könnte ja was über...“ wollte er mit der Vorstellung seines Themas beginnen doch Mike unterbrach ihn:
„Sag mal du bist doch der letzte auf der Liste, oder hat sich noch jemand nachgetragen?“
„Nein, draußen sitzt auch niemand mehr.“
„Was dagegen wenn wir dein Thema auf dem Weg zur Cafeteria besprechen? Ich sitze hier seit heute Mittag und hatte noch keine Pause, um mir mal kurz die Beine zu vertreten. Außerdem würde ich mir noch gerne was zum Abendessen holen, bevor sie gleich zumacht.“
„Klar, können wir auch im Gehen besprechen.“ Beide machten sich auf den Weg zur Cafeteria und Dennis erläuterte Mike seine Idee. Mike hörte zwar zu und gab ab und an Feedback, wobei Dennis nicht sicher war, ob er wirklich über das Gehörte nachdachte oder nur aktives Zuhören praktizierte. Als sie an der Essenstheke angelangt waren, fragte Dennis schließlich was Mike zu seinem Thema sagte. Der las jedoch gerade die Speisekarte und bekam überhaupt nichts mit von Dennis.
„Ähm, Mike?“ fragte Dennis noch einmal vorsichtig nach. Mike schreckte wie aus einer Trance auf.
„Tschuldigung was wolltest Du noch mal wissen?“ fragte er etwas verwirrt.
„Kann ich das Thema so behandeln?“ Dennis blickte Mike an, der geistesabwesend auf die Theke blickte. Dann drehte er sich plötzlich wieder zu Dennis um.
„Du tut mir leid ich bin gerade etwas neben mir. Den ganzen Tag ein Thema nach dem andern hören schlaucht ganz schön. Ehrlich gesagt hab ich auf dem ganzen Weg hier hin nur ans Essen gedacht und gar nicht richtig zugehört. Wir machen das so, ich lad dich ein und dann erzählst du mir noch mal genau, was du machen willst. Wenn ich erstmal was im Magen habe, bin ich wieder aufnahmefähig.“
„Ok…“ antwortete Dennis und blickte noch immer etwas verwirrt drein. Mike hatte sich mittlerweile entschieden, aus der sowieso nicht mehr so großen Auswahl den Nudelauflauf zu nehmen. Auch die Form mit dem Auflauf war schon ziemlich leer, so dass nur noch genug für knapp 2 Portionen da war. Da es sowieso kurz vor Schluss war, häufte ihm die Frau hinter der Theke direkte den gesamten Rest auf den Teller.
„Da wäre heute eh niemand mehr gekommen.“ Meinte sie freundlich lächelnd und reichte Mike den übervollen Teller. Nun hatte sich die Wahl für Dennis erledigt, denn es gab nur noch das Schnitzel. Hier war die Situation eine ähnliche wie bei dem Auflauf, es lagen noch zwei Schnitzel in dem Metallbehälter, beide schon etwas angetrocknet. Die Frau hinter der Theke blickte kurz auf die Uhr hinter sich, dann nahm sie mit der Zange beide Schnitzel und meinte: „Für heute wär’s das dann, wir machen ja eh gleich zu.“
Mit ihren voll beladenen Tellern setzten Dennis und Mike sich jetzt an einen Tisch und begannen zu Essen. Mike schlang die erste Hälfte des Auflaufes in Windeseile hinunter, so hungrig war er. Dann nahm er einen großen Schluck Cola atmete tief durch.
„Ah, das war nötig. So, nun schieß noch mal los mit deinem Thema, ich höre.“
„Also ich habe mir überlegt…“ begann Dennis und erzählte Mike sein Konzept. Diesmal schien Mike wirklich zuzuhören, denn er kräuselte an manchen Stellen auch mal die Stirn oder stellte Nachfragen. Als er zu Ende gegessen hatte begann er, seine Meinung abzugeben. Es war nicht so, dass er die Idee komplett zerriss, doch meldete er an einigen Stellen erhebliche Bedenken an. Dennis aß sich weiter durch seinen Schnitzelberg und sah vor seinem inneren Auge schon seine Hausarbeit den Bach hinunter gehen. Aber er ließ sich nichts anmerken sondern nickte nur eifrig bei jedem Kritikpunkt, den Mike anbrachte. Endlich war er fertig und nun hatte auch Dennis sein Schnitzel verputzt. Beide saßen sich schweigend gegenüber.
„Ich hoffe ich hab’ dich jetzt nicht zu sehr demotiviert.“ Meinte Mike, der die Enttäuschung in Dennis Gesicht sehen konnte.
„Nein, is schon gut“, antwortete Dennis. „dann muss ich mich eben noch mal in die Bib setzten und mir was Neues überlegen.“
„Aber nicht mehr heute, oder?“ sagte Mike und blickte auf die Uhr. Mittlerweile war es halb 8 und stockdunkel draußen. „Ich kann dir auch ein bisschen helfen, war am Anfang meines Studiums auch noch ein bisschen orientierungslos. Haste heute Abend schon was vor? Sonst würde ich sagen wir gehen noch was trinken und dabei stricken wir dir ein schönes Hausarbeitsthema.“ Sofort hellte sich Dennis’ Stimmung wieder aus. Klar würde er das Angebot annehmen. So war er ja doch noch zu einem richtigen Date mit Mike gekommen.   
   

Kommentare

Anonym hat gesagt…
hey klingt richtig gut bin gespannt wie es weiter geht mit dem geilen denny

Beliebte Posts aus diesem Blog

Gastbeitrag: Der Zuchtbulle - 5

von bulldogge68 Robert wohnte in einer riesigen Villa. Ich klingelte, und nach einer kurzen Weile öffnete Robert die Tür. Er sagte kurz „Hallo“ und „komm rein“. Dann schloss er die Tür hinter mir, packte mich plötzlich am Kragen meiner Trainingsjacke und warf mich gegen die Tür. Ich war überrascht, denn er brachte mich zum schwanken. Dann riss er mir die Trainingsjacke vom Körper und begann meinen Bauch abzugreifen, zu kneten, draufzuhauen, massieren, kurz: alles zu tun, was man mit Händen an einem fetten Bauch so machen kann. Dabei murmelte er die ganze Zeit etwas von „Geil…endlich gehörst Du mir…endlich hab ich einen Mastbauch, mit dem ich machen kann, was ich will!“. Er redete nicht mit mir, sondern nur noch mit meiner Wampe! Etwas seltsam fand ich das schon.

Gastbeitrag: Schule Bildet Teil 37 - Perfektion

 von spectator Stefan umklammerte den Einbrecher und hielt ihn unter seinem gewichtien Körper gefangen. Der wehrte sich und stöhnte unter Stefans Gewicht: "Lass mich los!"   Als Murat ankam, trat er dem Einbrecher erstmal kraftvoll in die Rippen. Dieser verstummte, krümmte sich und jaulte leise.   "Digga, halt ihn!" rief Murat und tastete nach seiner Hosentasche.

Gastbeitrag: Schule bildet Teil 36 - Stefans Einsatz

 von spectator Am nächsten Morgen war Stefan noch immer satt und hatte keinerlei Hunger, als er aufstand. Das war schon sehr lange nicht mehr vorgekommen. Trotzdem setzte er sich zu seinen Eltern in die Küche und aß das viel zu kleine Frühstück. Kaum hatte er aufgegessen, kam auch der Hunger wieder. Dafür hatte das winzige Frühstück immerhin gereicht.